Auf der Suche nach dem Unsichtbaren

Was entsteht wenn man mit geschlossenen Augen ein Foto macht?
Nach was für Kriterien sucht man einen Ausschnitt aus, wenn die Visuellen wegfallen?
Wie verändert sich die Wahrnehmung?
Fasziniert von der Fähigkeit sich ohne seinen Sehsinn zu orientieren, möchte Michaela Grieshaber sich mit ihrer Abschlussarbeit der Wahrnehmung blinder und/oder sehbehinderter Personen annähern und versuchen, diese wiederum, anhand der Fotografie und des Tons, sichtbar zu machen.
Die Arbeit wurde vom 02.06.2010- 18.06.2010 in der Galerie "Das ZIMMER" ausgestellt 

 
 

Felix Freisinger

Geboren 1953.
Seit 1997 „auf der Reise“ quer durch die Medizin.

Dauerhafte Einschränkungen, u.a. Schädigung der Sehnerven beider Augen. Ausgeprägter Gesichtsfeldausfall nach links. Verlust des bewussten Links.

„Jedes Bild meines Lebens besteht nur mehr zur Hälfte. Der rechten Hälfte.
Und auch der gutgemeinte Ratschlag, dann halt die linke Hälfte anzusehen, bringt ja auch dort wieder nur die Hälfte.
Die rechte Hälfte.
In der Schnelle des Lebens kann man die Bilder oft gar nicht so schnell zusammensetzen, daher gibt es nur einbeinige Touristen,
nur halbe Gesichter, halbe Aschenbecher, halbe Kaffeetassen, halbe Teller.
Aber im Wissen um das Rund des Tellers erinnert man sich halt auch des linken, unsichtbaren Teiles und ißt auf.

Schade, daß ich mich erst wieder nach 14 Jahren mit dem Photographieren beschäftigt habe, etwas, das für mich früher sehr wichtig war.
Es hat Spaß gemacht, wieder zu Suchen.

Wieder seiner Grenzen auf einem neuen, früher gewohnten, Gebiet bewußt zu werden, hat aber auch weh getan.

Ich sehe zwar meine Photos nicht in Einem, muß sie erst wieder für mich zu einem Bild zusammensetzen, habe aber wieder eine Stufe überwunden und möchte weitersuchen.

Das Unsichtbare.“

 

Josef Schinwald

Geboren wurde ich 1958 in Straßwalchen. Ich wuchs mit vier Geschwistern in einer intakten Familie und im Bundes-Blinden-Erziehungsinstitut auf. Ich musste seit meiner frühesten Kindheit in der elterlichen Landwirtschaft mitarbeiten, dies hat meine Einstellung zum Beruf und zur Arbeit wesentlich geprägt und mir geholfen, vor meiner Erblindung zu lernen meinen Sehrest optimal einzusetzen. Die Pflichtschule und die Berufsausbildung absolvierte ich im BBI Wien.

Ich bin seit 1974 an der Universität Salzburg tätig, wo ich seit 1986 für den gesamten Telekommunikations- und Sprachnetzbereich verantwortlich zeichne. Ich lebe in trauter Zweisamkeit und habe zwei erwachsene Kinder.

Mein Schicksal/meine Behinderung:
Ich habe einen angeborenen Grünen Star. Mein linkes Auge verlor ich 1966 durch einen Unfall. Nach vielen Augenoperationen erblindete ich im Oktober 1993 und ließ mir das rechte Auge, da es immer schmerzte 1995 entfernen. Da ich schon seit meiner Kindheit immer voll in meine Umgebung integriert war, habe ich meine Behinderung nie als schweres Schicksal empfunden.

Meine Interessen:
Ich interessiere mich prinzipiell für alles, was auf dieser Welt passiert, vor allem aber für die Technik und in den letzten Jahren naturgemäß für den Wachstum unseres Vereines und die Erweiterung der Services und der Angebote.

Meine Träume:
Nachdem ich ein realistischer Mensch bin gönne ich mir den Luxus zu träumen nicht.
Vielmehr versuche ich, realisierbare Ziele zu verfolgen. Träume mögen vielleicht angenehm sein, aber im Einsatz für die Anliegen blinder und sehbehinderter Menschen gilt es stets, Ziele vor Augen zu haben und diese zu realisieren.

Meine Hobbies:
Da ich ein vielseitig interessierter Mensch bin, fällt es mir schwer, mich auf einige wenige Hobbies zu beschränken. Neben Lesen, Campen und Reisen verbringe ich die meiste Freizeit mit meinen beiden Enkeln Kevin und Philipp, die mein ganzer Stolz sind.

Meine Fotoinhalte:
Ich habe versucht, alles was ich früher gerne gesehen habe zu fotografieren.

Was mir das Fotoprojekt bedeutet:
Die Idee Blinde fotografieren zu lassen finde ich genial, da so eine andere Sichtweise der Dinge gezeigt wird und auf Grund der Behinderung die fotografische Professionalität weggelassen werden muss. Dieses Projekt zeigt aber auch, dass ein Miteinander riesen Spass machen kann.

Mein Lebensmotto:
Der Optimist hat nicht weniger oft unrecht als der Pessimist, aber er lebt froher.

 

Sebastian Traugott

„Hallo, mein Name ist Sebastian! Ich bin 14 Jahre alt.
Von Beruf bin ich Schüler.

Seit dem vierten Lebensjahr bin ich vollblind. Im Rahmen dieses Projekts versuchte ich, alles einzufangen, was irgendwie interessant geklungen hat.

Dieses Projekt hat mir die Möglichkeit gegeben, mit einer guten Kamera auf Fotomodell- suche zu gehen.“